capAUA


Obwohl die Sonne wieder erschienen ist und Shaista die Wiederherstellung unseres Mietautos veranlasst hat, wollte ich nicht mehr so richtig froh werden. Das schlechte Wetter hat wohl Schimmelsporen in meinem Herz hinterlassen. Irgendwie läuft alles gar nicht gut für mich hier in Capao.

Die Sache mit dem Auto ist nämlich noch nicht ausgestanden. Nach wie vor hat es einen Riss in der Stossstange, der jedesmal grösser wird wenn wir auf den Holperstrassen wieder mal den Boden küssen. Ich fühle mich gar nicht wohl mit der Verantwortung für diese teure Maschine. Noch dazu mit einer rasenden Inderin am Steuer. Dieselbe Inderin hat auch meine Tasche verloren, als sie vor Wochen das Auto ausgeräumt hat, weil es mit eingeschlagener Scheibe am Strassenrand stand. Darin waren meine Brille, mein Tabakvorrat und vor allem alle meine Schmuckfedern und Leder- und Bastelsachen. Diesen Verlust verkrafte ich nur schwer.

Ich hasse, wenn ich etwas verliere.

Und auch das schöne Wetter und das geflickte Auto ändert nichts an der traurigen Tatsache, dass ich auch nach 3 Wochen immer noch nichts von der atemberaubenden Natur der Chapada Diamantina gesehen habe. Jetzt, wo wir endlich loswandern könnten,  verstaucht sich Pippi beim ersten Ausflug zum Fluss übel den Fuss. Dann bricht auch noch der Carnaval an.

Ich hasse Carnaval.

Zum Glück bleibe ich hier in Capao weitgehend von ihm verschont.

Ausflug zum Rio da Rodas


Meine allgemeine Depression wird noch verstärkt durch die Abhängigkeit von Shaista. Beide haben wir unseren eigenen Kopf und es ist schwierig, sich abzustimmen. Ich will zurück zu Fabio und Leo, und sie verzögert unsere Abfahrt immer wieder. Ich bin morgens um 8 Uhr ready, sie um 16 Uhr. Überhaupt bringt es mich durcheinander, dass die Freundesfamilie die ganze Zeit gemeinsame Unternehmungen macht, an denen ich nicht teilnehmen kann, weil ich mit Pippi unterwegs bin und anderen Zeitabläufen folgen muss und wir ausserdem soweit ausserhalb des Dorfes wohnen. Dieses Dorf hat auch keine Tankstelle, und uns geht andauernd das Benzin aus.

Eigentlich bin ich nur wegen Pippi so lange hier, die ihren Monat mit Nagual ausgelassen geniesst und endlos mit ihm spielt - auf deutsch.

Ich hingegen will nur noch weg, fahren, und zwar mit meinem eigenen Auto.

Happy Pippi & Nagual


Und dann ist et erschienen, unser "möglicher-zukünftiger-Bus-Nr.751". Hier in Capao, am fucking Ende der Welt. Das hat mich wieder umgekrempelt und fröhlich gemacht. Obwohl ich ihn nicht gekauft habe. Aber ich war nahe dran... nur leider wollte der ominöse Typ ihn mir für ca 4000 Euro verkaufen, das ist sogar in Brazil viel zu teuer für ein Auto von anno 1991. Und dann war es immer da auf diesen Holperstrassen unterwegs... und dann hat auch noch die Zeit gedrängt, von beiden Seiten, denn bald muss ich ja die Mistkarre in Ilheus zurückgeben.... uff. Zum Glück hat mir meine liebe Freundin Piera die Entscheidung abgenommen, indem sie mir verkündet hat, sie wolle mit mir reisen und fliege demnächst nach Sao Paulo, ich solle sie dort bitte abholen.

 

Also ab nach Sao Paulo, dem besten Ort in Brasilien um sich ein Auto zu kaufen.