ROADTRIP

Brasilien


Flux


Eeendlich, endlich haendigt die Schwester uns das Auto aus. Die Papiere kann sie ja noch bis ins Detail mit Pamela klaeren, das geht mich ja gar nichts an, und ich hab schon eine offensichtliche Asphaltvergiftung und muss dringend raus aus der Stadt.

An Pieras Geburtstag fahren wir los, bis ans Meer ist es ja nicht so weit..... bis wir aber endlich wirklich ready sind geht es halt doch noch laenger, und so halten wir irgendwann in der Nacht bei einem Camping am Strand an, feiern bei einer Pizza, geniessen die Meerluft und unsere Freiheit.

 

Raus aus der Stadt, ran an den Strand......

Am naechsten Tag ist es nicht mehr weit bis Maresias, wo wir eigentlich hinwollten. Ein verschlafenes Touristendoerfchen, es ist nach der Saison. Wir mieten uns guenstig ein kleines Haeuschenmit Kueche und machens uns gemuetlich.

Maresias hat einen typisch brasilianischen Strand, wie ich schon viele gesehen habe. Trotzdem sind sie alle unterschiedlich, jeder hat tausend Eigenheiten, jeden muss man entdecken und erforschen..... auf den Fotos sind sie sich zum Verwechseln aehnlich, aber wenn man den Strand schmeckt und fuehlt, dann erkennt man seine Persoenlichkeit ganz deutlich.

Maresias


Nach zwei Tagen kommt ueberraschend Xenia aus der Schweiz zu Besuch, dank eines guenstigen Flugs goennt sie sich einen Kurzurlaub mit uns. Sie bringt eine Gitarre mit - das trifft sich gut. Piera und ich haben ja schon kraeftig geuebt und staendig munter gesungen, und dabei haben wir beglueckt festgestellt, dass wir in unserer Jugend dieselben Songs gehoert haben, und dass wir die Texte davon immer noch auswendig koennen....... jetzt gehts aber ab.

Aber mir wirds leider schnell langweilig in Maresias. Ich hab jetzt ein Auto, ich will jetzt Roadmovie. Aber die Ladys sind sehr auf Strandurlaub aus, fuer sie ist baedelen und flanieren gerade gut. Aber ich hab heiss, ich hab schon ne Meeengeee Straende gesehen in den letzten paar Monaten, und irgendwie sind sie ja doch alle gleich, und ich will Wind in den Haaren! Aber nein, sie moechten nicht  einmal den Strand wechseln. Ich kanns ja verstehen, Xenia geht bald wieder heim und Piera ist ploetzlich auch lustig, ganz woandershin zu fliegen, in dringender Liebesmission. Ok na gut, dann bleib ich aber nicht laenger hier am Strand, sondern packe mein Auto, schnall meine Co-Pilotin auf den Beifahrersitz und duese los...... Richtung Alto Paraiso! Da wollte ich schon seit Jahren mal hin, da wollte ich schon auf unserer letzten Reise hin, und da geh ich jetzt endlich hin, basta.

Change is constant. Reisen tut gut.

Loslassen ist schoen. Fahren macht leicht.

Go with the Flux.

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Feuerprobe / Wassertaufe


Also bin ich losgefahren. Ueber 1600 km im Ganzen...... vielleicht ist euch bewusst, dass ich erst seit einem Jahr Auto fahre, und noch nie ein solches Stueck ganz allein gefahren bin. Aber genau dafuer hab ich es doch gelernt! Und endlich hab ich mein eigenes Auto, endlich geht mein Roadmovie los... nichts kann mich mehr abhalten oder abschrecken. 

Ich, mein Kind und mein Fiat. Dreamteam.

Am ersten Tag waren wir nur 4 Stunden unterwegs, vom Meer zurueck nach Sao Paulo zu Pamela, wo wir die Nacht verbracht haben. Dann anderntags haben wir 6 Stunden geschafft, davon waren wir etwa anderthalb Stunden allein in der Grossstadt unterwegs und haben verzweifelt den Ausgang aus dem Stau und der Stadt gesucht. Sogar mein Handy-Navi wusste nicht mehr, wo wir sind. Abends sind wir dann in Riberao Preto in ein Raststaetten-Hotel, das genau rechtzeitig aufgetaucht ist. Es war teuer, aber sehr sauber und bequem, hat sogar gut gerochen und vor allem: das Essen war absoluter Hammer. Danke, du glueckliche Fuegung die uns da hat rausfahren lassen. Wir waren ja schon ziemlich gummig in den Beinen beim Aussteigen , und so sind wir dann um 20:00 schon friedlich entschlummert.

Am naechsten Tag zeigt das Navi an, dass wir noch 10 Stunden zu fahren haben. Das wollen wir schaffen. Um 9 Uhr morgens fahren wir los. In Alto Paraiso wartet eine Freundin auf uns, d.h. sie laesst den Schluessel zu ihrem Haus bei ihren Nachbarn, und wir sind herzlich willkommen in ihr Bett zu fallen. So schoen zu wissen!

Und wir fahren, Hunderte von Kilometern immer geradeaus. Manchmal mit 140 km/h, manchmal schleichend langsam. Manchmal sehen wir weit vor uns am Horizont hohe Wolkentuerme die sich aufbauen, Blitze zucken, es wird dunkel.... wunderschoen. Und dann fahren wir mitten rein ins Wetter. Es regnet so stark, dass ich hoechstens 40km/h fahren kann..... ich sehe nichts. Und ihr erinnert Euch, mein Auto hat ein Problem mit der Ventilatoranlage, die die Windschutzscheibe belueften soll...   das funktioniert immer noch nicht. Also muss ich die Scheiben weit offen lassen und trotzdem noch mit einem Lumpen staendig meine Sicht freiwischen. Und kalt und nass ist es auch. Aber wir fahren durch das Wetter durch, es wird wieder schoen, wieder heiss.... dann taucht am Horizont die naechste Schlechtwetterfront auf. Und so weiter........

Pippicam


Als es langsam dunkel wird, und immer noch fast 4 Stunden zu fahren sind laut Navi, ueberlege ich, ob ich uns ein Hotel suchen soll. Aber Pippi insistiert dass sie heute noch ankommen will, und ich denke mir, ich kann alles schaffen was ich will....

Dann biegen wir eine Strasse ein, die kaum den Namen verdient. Tiefe, grabartige Loecher mitten in der Strasse, und jetzt wird es rasant dunkel. Es regnet ein bisschen. Ich muss echt schleichen wenn ich mir kein Rad kaputt machen will, und bremsen kann man auch nicht gut, der Rest der Strasse, der nicht aus Loechern besteht, ist voller Split. Ich schleiche und bete, dass wir bald auf eine bessere Strasse stossen, sonst kommen wir heute bestimmt nicht mehr an. Noch dazu sind wir derart in der Pampa, weit und breit keine Menschenseele...

Doch die Strasse wird besser, gottseidankseigott. Aber als nur noch eine Stunde fehlt bis zum Ziel, setzt der Regen wieder ein...... Pippi schlaeft, ich klebe mit der Stirn an der Frontscheibe, fahre 30km/h, staendig die Scheibe wischend, die entgegenkommenden Lichter verfluchend....... nass und verfroren fahre ich an Alto Paraiso vorbei, weil ich es wegen dem starken Regen nicht erkennen kann. Ich weiss nicht wo ich bin, und mein Navi hat beschlossen, mich in die Irre zu fuehren. Mitten auf einem ordentlichen Highway befiehlt es mir, nach links abzubiegen. Da ist tatsaechlich eine Einfahrt. Ich schiesse da rein. Aber nach 5 Metern stosse ich auf einen Weidezaun..... ich stehe wortwoertlich im Schilf. Wie ich da wieder rausmanoevriert bin, mit hinten und vorne total beschlagenen Scheiben... keine Ahnung. Langsam verzweifle ich. Das Navi verspricht, dass wir in 10 min da sind.... wieder zurueck auf dem Highway finde ich tatsaechlich einen Weg gleich neben der Weide-Einfahrt...... aber es ist eine Lehmstrasse, ohne Schilder und nichts. Na gut, der Weg nach Capao sieht auch so aus.... vielleicht ist das bei Alto Paraiso auch so? Pippi wacht auf, als ich da entlangrumple. Das Navi ist begeistert, zeigt an dass ich nun auf dem rechten Weg bin, noch 5 Minuten.... ich kann es nicht glauben. Wir sind in der allerschlimmsten Pampa. Der Weg endet an einem Tor, auf dem steht: Vorsicht! Mutiger Hund! Durchgang verboten!

Gut, wir sind am Ende. Mit dem Mut der Verzweiflung fahre ich zurueck, finde einen Menschen der mir erklaert, dass ich schon an Alto vorbeigeduest bin, und endlich finde ich den rechten Weg. Aber ich erreiche die Nachbarn mit dem Schluessel schon seit Stunden nicht mehr, und die Wegbeschreibung zum Haus der Freundin wurde offenbar mit Google-Translator uebersetzt..... kannste vergessen. Es regnet in Stroemen. Ich erklaere Pippi: Ya era. Das wars. Wir schlafen heute nacht im Auto. Es ist ohnehin Mitternacht. Ich hinterlasse meiner Freundin, die gegenwaertig an einer Ayahuasca-Zeremonie teilnimmt, eine Nachricht, damit sie mich am Morgen frueh suchen kommt. Und dann schlafen wir in unserem lieben Fiat wie die kleinen Babys, selig und tief.

 

Wir habens geschafft. Wir sind in Alto Paraiso. Heil und froh.

 

Und wisst ihr was?

Ich kann echt verdammt gut Auto fahren!!

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Alto Paraiso


Welcome to Alto Paraiso, im Land der Aras und Tucane, dem Land der Papageien und Schlangen, und vor allem: im Land der tausend Wasserfaelle!!!!

 

Wow. Es ist ueberwaeltigend, hier zu sein. Fast wie ein Jet Lag. Die Hochebene von Alto Paraiso liegt auf riesigen unterirdischen Kristallquarzplatten, noch dazu die groessten der Welt. Hier kommen die Kristalle wortwoertlich aus dem Boden geschossen. Die Energie ist hoch, die Frequenzen vibrieren einem das Gehirn zu Pudding. Viele spirituelle Gemeinschaften finden sich hier zusammen, ueberall stehen Tempel. Buddhistische, Krishnas, Christen, und Ayahuasca-Suechtige und viele von ihnen scheinen an alles gleichzeitig zu glauben. Sie sind sehr spi-rituell und erleuchtet, ihren Gesichtern, Kleidern und Handlungen nach zu urteilen.......

 

Ich brauche ungefaehr eine Woche, um mich an den krassen Vibe zu gewoehnen. Viel schlafen, ja nicht aufregen...... alle Emotionen gehen hier sehr hoch. Wenn man gluecklich ist, dann ist man seeeehr gluecklich. Wenn man wuetend ist, ist man seeehr wuetend....... es gibt nur schwarz und weiss, nix dazwischen, und man muss auf seine Gedanken aufpassen wie ein Heftlimacher.

Carola, meine Freundin bei der wir wohnen duerfen, hat viel Zeit fuer uns und wir fahren taeglich zu einem anderen Wasserfall. Einer schoener und idyllischer als der andere.... ueberall glasklares Wasser, wunderbare Mooskissen, hier wohnen bestimmt ueberall Feen und Elfen...

Aber das Land ist auch wild und hart. Sehr wild! Alles ist voller Schlangen..... giftige Schlangen!! Ich mag die jetzt grad nicht mehr so.... jetzt wo sie in jedem Gebuesch sitzen koennten... wenn man aus dem Fluss ans Ufer klettern will, z.B.... Carolas Hund ist vor einem Monat an einem Schlangenbiss gestorben.... gut dass Nucca nicht hier ist.

Die Nachbarn haben zwei Toechter, Maria und Isis, die neun und acht Jahre alt sind. Und Maria ist auf den Tag gleich alt wie Pippi.  Sie ist uebergluecklich. Noch dazu ein riesiger Garten zum spielen, jede Menge Badeausfluege...... sie zappelt nur noch und geht ab wie eine Rakete. Jeden Tag erzaehlt sie mir, dass das jetzt der gluecklichste Tag ihres Lebens war und dass sie diese Reise ja so was von toll findet.

Ja, ich freue mich wirklich, hier zu sein, aber manchmal rege ich mich auch kristallernergiegesteigert auf. Zum Beispiel, weil meine Kreditkarte kein Geld mehr aus dem Automaten scheisst. Nach ein paar Tagen erklaert mir meine Bank, dass ein Fehler mit der Karte vorliegt, und dass sie ihn am gleichen Tag noch beheben wollen. Jaja, wer's glaubt.... vorlaufig lebe ich auf Pump.....

Dann werde ich krank. Doch ich treffe einen Freund, einen Schweizer, der mir eine derart heilkraeftige Wurzel gibt, deren Genuss mich innert kuerzester Zeit kuriert. Danke, Jamil!

Und mein liebes Auto, der gute Palio - taeglich macht er neue, verdaechtige Geraeusche...... kein Wunder. Die Brasilianer sind echt besessen von Speedbreakern und Loecher in den Strassen - und der arme Palio ist ziemlich tief gelagert. Also hab ich vorsorglich schon mal Freundschaft mit dem benachbarten Mechaniker geschlossen - ich weiss ja noch von Motilda dass es essentiell ist, einen guten Mechaniker im Dorf als Freund zu haben.

Und den Seitenspiegel hab ich auch schon weg.... der ist an einem Riitseili haengen geblieben.... der Mechaniker ist echt freundlich. Und sein Sohn ist so huebsch. Leider habe ich kein Geld - eben wegen meinem Kaertli - um all die noetigen Reparaturen vornehmen zu lassen. Aber der gute Mechanikerfreund flickt alles provisorisch und die Bezahlung erwaehnt er mit keinem Wort...... es gibt doch noch gute Menschen.

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Cavalcante


Dann wollten wir mal einen Ausflug machen und sind nach Cavalcante, in naechste Dorf gefahren. 90km. Dort haben wir Augustin besucht, einen Freund von Carola, der da gerade ein Haus gehuetet hat. Das Haus hat einem Schamanen gehoert, der grad verreist war. Zum Glueck fuer uns..... weil wir friedlich in seinem Haus leben konnten. Ein lustiges Haus.... voller Spirit. Ueberall Bilder vom Herrn Jesus, gemischt mit Bildern von Ganesha und Shiva, und dann wieder Maria, von Buddhas umtanzt... und ein Bild zeigt eine Art Mensch, sehr verdaechtig, wir haben angenommen dass es den Schamanen hoechstpersoenlich darstellt. Brrr.

Zusammen mit Augustin haben wir friedliche, heisse Tage verbracht und ein paar wunderschoene Wasserfaelle besucht. Santa Barbara mit seinen leuchtend blauen Wasserbecken hat mir besonders gut gefallen. 

Aber ehrlich gesagt... auch die spektakulaersten Wasserfaelle werden langweilig, wenn man sie JEDEN Tag sieht.....

Bad News


Am zweiten Tag hat mich dann der Schlag getroffen. Pamela hat angerufen und mir mit ihrer durchschlagenden Art verkuendet, dass ich innert 20 Tagen zurueck in Sao Paulo sein muss. Neiiiiin! Gerade jetzt wo endlich alles so gut laeuft und ich so gluecklich bin hier in Alto Paraiso! Aber scheinbar wickelt sie gerade den Auto-Transfer mit ihrer Schwester ab, und in Folge dessen muss das Auto innert 20 Tagen aufm Amt vorgefuehrt werden. 

Und ich muss jetzt NUR DESWEGEN nach Sao Paulo zurueckfahren.

Einen Monat, bevor ich endgueltig dorthin fahren muesste.

Mann.

Die Stimmung ist mir fuer zweidrei Tage gruendlich vermiest.

 

 

Ich flehe Pami an, irgendwas zu unternehmen um mir das zu ersparen, aber sie schnalzt nur wieder so einschuechternd mit den Fingern und erklaert mir geduldig, dass es nichts zu tun gaebe. Ich muss dahin fahren. Es gibt nichts anderes. Wenn ich es nicht mache, und dann spaeter fahre, wird das Auto illegal sein, und falls mich die Polizei anhaelt, nehmen sie mir das Auto weg.

Die Polizei.

Die hat mich ja eh erst grad angehalten - zuhinderst in der Hochlandpampa. Carole hat gesagt, hier gibt es keine Polizei. Das entgegenkommende Auto liechthueplet, aber Carole meint, dass waere ein Kompliment gewesen. Aber dann steht da doch die Polizei und haelt mich im Rahmen einer Routinekontrolle an.

Die Autopapiere sind in Ordnung.

Meine Lizenz verleitet sie zu anerkennenden Pfiffen. So ein schickes Kaertli, gell?

Mein Pass versetzt sie dann in Unglaeubikeit. Sie wissen nicht, was das ist, eine Schweiz. Ist doch aber auch in Suedamerika, nicht? Aha, nicht. Wo dann? Es gibt doch ausserhalb von Brasilien gar nicht mehr viel in dieser Welt? Naja, sie muessens mir glauben, weil der Pass ja auch so schick ist....

Mein Auto; ein synchronsymptomatisches Hologramm meiner Selbst


 

Mein Auto.

Das arme Ding. Als wir zu den Santa Barbara-Wasserfaellen gefahren sind, haben wir naemlich einen einheimischen Freund einer Freundin mitgenommen. Der sollte uns helfen, billiger zum Touristen-Genuss zu kommen, weil man da naemlich Eintritt, einen eingeborenen Fuehrer und noch Transportmittel bezahlen muss. Der einheimische Freund einer Freundin ist nun eben zuefaellig ein Freund von so einem Eingeborenenfuehrer. Carole bittet mich diskret, ihn fahren zu lassen, da er doch den Weg besser kennt. Mir scheint, sie leidet sogar noch mehr als mein Auto darunter, dass ich oefters mal mit der Schnauze den Boden kuesse und gerne meinen Unterboden  sandstrahle. Mit Kieselsteinen. Oder Felsbrocken.

Egal, ich lasse ihn fahren. 

 

Er knallt mein Auto genauso in den Boden wie ich. Das haett ich jetzt aber nicht besser gekonnt.

 

Wir finden unseren Eingeborenenfuehrer, er steigt ein und alles laeuft wie geplant billiger ab. Dann kommt der Fluss. Hier muesste man jetzt eben auf einen Jeep umsteigen und Transportgelder bezahlen. Doch der Eingeborenenfuehrerfreund am Steuer will uns das nicht zumuten. Er faehrt frohen Mutes durch den Fluss. Ich mache grosse Augen. Mein Auto schwimmt. Das ist echt eine gute Karre..... naaiiin. Nach 10 Metern vertaetschts den Benzinfilter. Nun stellt sich heraus, dass der Eingeborenenfuehrerfreund  auch Mechaniker ist. Wie ausserordentlich praktisch! Wir nehmen jetzt doch das Transportmittel, und er flickt mein Auto inner kuerzester Zeit provisorisch und kommt dann nach. 

Als Mechaniker haette er das mit dem Filter aber echt auch vorher wissen koennen.

Am naechsten Morgen flickt er mir das Teil noch richtig, neuer Filter und alles gut, 70 Reals. 

Wir fahren gleichentags zurueck nach Alto Paraiso und erledigen gleich noch ein paar Sachen, z.B. besichtigen wir eine potentielle neue Wohnung fuer Carola. Dort, in der Einfahrt dieses Hauses, bricht mein Filter wieder weg. Das Benzin sprudelt. Ich kann's nicht fassen.

Gottseidankseigott sind grad zwei schwarzhaeutige junge Maenner im Garten, es sind Bauarbeiter die da grad was bauen. Sie springen herbei bevor ich mich noch fassen kann, kriechen behende unters Auto, stopfen das Leck und retten mein Auto... und den Rasen. Ich bin beeindruckt. Und bedrueckt. Ich muss dringen meinen Mechanikerfreund wiedersehen. Das klappt auch ruckzuck und sein huebscher Sohn kommt zum besagten Garten. Er erkennt, dass eine Benzinleitung zu lang war und deshalb runterhing. Er flickt mir alles provisorisch, weil Samstagabend ist, und macht ein Date mit mir fuer naechsten Montag. Von Geld spricht er immer noch nicht, faehrt einfach wieder ab. Uff.... ich kann naemlich noch immer kein Geld von der Bank abheben!!! Huere Scheiss!

Am Abend besuche ich Jamil, froh einem Schweizer meine Automisere klagen zu koennen.

Er sagt zu mir, mit einer Weisheit weit ueber seinen Jahren: "Du weisst doch, dass dein Auto ein synchronsymptomatisches Hologramm deiner selbst ist. Was will dir das also sagen? Du musst deinen Filter.... loslassen. Lass loss. Bleib locker." Ich erzaehle Jamil von meinem "Filter", naemlich von meiner drohenden Regressierung nach Sau Paulo. Und meiner Depression darueber, dass es mit meinem Traum einfach nicht klappen will.

Und dann lasse ich das los.

Autosophie


Im Hause des Tschamanen in Cavalcante, und auf dem ganzen Areal rund ums Haus, das war alles erklaertes Heilungsgebiet. Ergo war Rauchen verboten.... und mann muss mega weit ins Dunkel stechen, wenn man rauchen will. Wie unbequem. 

 

Aber, AUF dem Areal steht mein Auto..... und mein Auto gehoert mir allein. Es ist mein Hoheitsgebiet. Hier bestimme ich. Also kann ich darin rauchen. Mein Auto ist AUTark. Dieses Wort ist glaubs eine Mischung aus Auto und Ark. Arche. Rettungsboot. sAUstark. sAUTOll.

Auto kommt bestimmt von AUTOnom. Dies ist mein Autonomes Gebiet. Ich bin der Autognom. Hauch, der Rauch. Mein Auto ist so lieb. Ich muss ihm einen Namen geben. Sooo ein gutes Auto...... und was ist das ueberhaupt fuer ein geiles psychodelisches Muster auf den Polsterbezuegen von meinem geilen Auto...... laeck.......

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High Paradise


Am Montag war ich wieder beim Mechaniker. Leider interessiert er sich echt nur fuer mein Auto. Dem hat er einen neuen Filter verpasst und einen neuen Seitenspiegel und alle komischen Geraeusche sind vorlaeufig weg, alle Schrauben wieder angezogen, die Speedbreaker ueberquert mein Auto nun fast ohne sie zu beruehren, ein Nagel wird aus dem Reifen gezogen........ er will immer noch kein Geld. 

Ich liebe ihn.

Ansonsten verlaeuft das Leben sehr ruhig und friedvoll hier in Alto Paraiso. Fast zu ruhig, wenn ihr mich fragt. Kein Sex, Drugs n'Rock'n'roll hier...... abends um 10 Uhr schlaeft die Stadt.

Dafuer entdecke ich bei Jamil Zuhause seine Postcard, was mich daran erinnert, dass ich ja auch so Eine bei mir hab....... und damit kann ich Geld aus dem Automaten holen hier!!! Juhuuu! Vorlaeufig ist mein Geld-Problem geloest....

 

 

Wir treffen eine schweizer Familie, Dejan, Eva, Mali, Samri und das Baby Elijasmin. Sie sind mega sympathisch und wir verstehen uns auf Anhieb super. Pippi ist im siebten Himmel. Mali auch. Sie wollen sogar heiraten.

Der grosse Wunsch ist in Erfuellung gegangen, so wie sich ueberhaupt alle Wuensche von Pippi hier erfuellen. Endlich in der Muttersprache spielen! Und das tun sie dann auch bei jeder sich bietenden Gelegenheit. 

Aber es wurmt uns, dass wir nach Sau Paulo fahren muessen. Das es einfach nicht klappt mit meinem Traum vom Roadtrip und so. Und wir haben fest Heimweh. Das Geld geht uns auch noch aus......

Ich musste meinen Wunschtraum ja schon oefters kritisch relativieren auf dieser Reise. Jetzt tut es nicht mehr so weh. Ich habe es immerhin probiert! Ich war da! Ich hab's getan! So gut es halt ging...... aber ich hab mein Bestes gegeben.

Inzwischen wuesste ich, wie ich es haette richtig machen sollen. Ein Buessli aus der Schweiz mitbringen, das waers gewesen..... egal, zu spaet. Budget weg. Es ist, wie es ist.

 

Also beschliessen wir, unsern Flug umzubuchen und frueher heimzukommen. Wir sind Mitte Mai wieder da!! Das freut uns sooo fest und gibt uns neuen Schwung und Auftrieb. Wir freuen uns fast noch meh aufs Heimkommen, als wir uns vor einem Jahr aufs Fortgehen gefreut haben.

Good News


Kaum haben wir uns also entspannt und alles schoen losgelassen, alle Probleme gloest, ruft Pamela wieder an, gutgelaunt. Sie habe angerufen, erklaert sie mir leichthin. Und sie denke es sei das Beste fuer mich, wenn ich so lange bleibe wie ich will, und fuer das nicht rechtzeitige Vorzeigen des Autos eine Multa bezahle, von umgerechnet 100Fr.

Aha!!!????&$# Haettest du nicht...... aaarrrrrgggghhhhh.

Egal. Danke. Ich liebe dich, Pamela.

Also bezahlen wir die huere Multa und bleiben dafuer zweidrei Wochen laenger in Alto. Fuehlt sich gleich viel entspannter an. Und auf's Nachhausegehen haben wir uns jetzt eh schon so gefreut, jetzt ist es uns auch egal.

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Fiat ParuLhIO

{Fiat PALIO}= Auto-Modell der Fiat-Werke in Brasilien

{barulho}, portug. = Laerm, Geraeusch


Der Name meines Autos hat sich praktisch aufgedraengt. Nach jedem Ausflug zu einem neuen Wasserfall (es gibt Hunderte.....), der zwangslaeufig immer ueber verlotterte Erdstrassen fuehrt, macht der gute Fiat ein neues seltsames Geraeusch, worauf ich anderntags meinen huepschen Mechaniker besuche und ihm mit bedeutungsvollen Gesten anschaulich von dem neuen Barulho berichte, das mein geliebtes Auto erzeugt. Und dann zieht der Mechaniker ihm immer wie beilaeufig alle Schrauben wieder an und de mais will er niemals Geld dafuer haben.

Aber sonst ist mein Chlappertaetsch ein ganz tolles Auto, und ich liebe ihn fest. Auch diese Erdstrassen-Ausfluege mit ihm liebe ich.  Es ist wie ein Computergame, nur eben der Thrill ist echt. Es geht darum, moeglichst wenig den Boden mit der Stossstange zu kuessen und mit dem Unterboden dem Boden entlangzuschrammen und einfach jedes dieser schmerzhaften Geraeusche die da so passieren koennen zu vermeiden, sonst gibts einen Minuspunkt. Ich bin schon mega gut darin. Inzwischen fuehlt es sich an, als wuerde ich mit der Maschine zu einer Einheit verschmelzen. Oft sehe ich nicht, was nach der naechsten Bodenwelle auf mich wartet, und manchmal sind die Loecher so zahlreich und nah beieinander, dass ich wie wild am Steuer kurbeln muss, staendig schalten - mit dem Gehirn und mit der Hand..... Wie faehrt man wohl am Besten, wenn die Spurrillen viel zu tief fuers Auto sind und der grasige Streifen dazwischen wie ein steiniges Riff aufragt? Wie gross darf ein Stein hoechstens sein, damit ich gefahrlos ueber ihn dueber fahren kann? Ich weiss es....... und ich liebe es. Ich habe hier nicht nur Portugiesisch gelernt, sondern auch Ralley-Fahren. Ich werde das vermissen, zurueck auf den gut gewarteten, sauberen und langweiligen schweizer Strassen.

Ansonsten fuehren wir ein geruhsames uns friedliches Leben in Alto. Hier passiert sowieso nie was, so ein verschlafenes Nest. Aber ich bekomme die Events warscheinlich einfach nicht mit, weil ich weder Ayahuasca trinken will, noch den Guru Prem Baba anbeten. Die Leute wirken ueberrascht deswegen, und ich fange sogar selber an, mich zu fragen warum ich hierher gekommen bin, wenn ich ja gar nicht so spirituell bin. Melinda, die inzwischen auch bei uns wohnt, will immer Yoga machen mit uns. Ich mache tapfer mit. Aber das ist glaubs schon nix fuer mich. Zuwenig Selbstdisziplin. Xguesi.

Ganz ehrlich gesagt - eigentlich warten wir nur noch bis wir nach Hause koennen. Und wir freuen uns so dermassen wie gepickt darauf, dass wir manchmal nicht schlafen koennen, und manchmal schlafen wir dann doch ein und traeumen dann sogar von Daheim.

Und dann passiert jetzt auch noch das..... ich kann keine Bilder mehr auf diesen Blog hochladen.

Grad jetzt, so kurz vor Schluss.

Offenbar hab ich all meinen freien Speicherplatz ausgeschoepft und muss jetzt upgraden. Das will ich aber nicht.

Ich hoffe, ihr vergebt mir, wenn ich das jetzt mal so stehen lasse und halt einfach keine Bilder mehr hochlade.

Ihr koennt uns dann bald persoenlich sehen..... in Real Life, in Farbe, und buuuuunt.....

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"The Magic happens just outside your Comfortzone"